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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 130

1911 - Erfurt : Keyser
— 130 — trächtlichen Teil seiner Ersparnisse. Er schenkte seinem Aellesten ein sür das Rechtsstnäinm sehr wichtiges Buch, ein corpus iuris (römische Rechtssammlung). Das wertvolle Buch sollte ein Lobn, vor allem aber ein Ansporn zu neuer Arbeit sein. Doch der Mensch denkt, Gott aber lenkt! (Nach Joh. Dose.) b) Luthers Eintritt ins Kloster. Gründe: Als Luther das erste Mal aus dem Krankenbette lag, hatten sich mancherlei trübe Gedanken eingestellt. Besonders, der eine: „Wie kann ich durch mein Leben einen gnädigen Gott kriegen?" quälte ihn. Er ist ihn nicht wieder los geworden, da „das ernst und gestreng Leben" der Mutter auch ihn zu einem solchen drängte. Sein einziger Wunsch war, ein srommer Mensch zu sein, untadelig in allen Geboten und Satzungen des Herrn. Dies hielt er aber nur sür möglich, wenn er in ein Kloster ginge. Das Verlangen, Mönch zu werden, beseelte ihn und wurde durch besondere Umstände vergrößert. Luther liebte es, wenn nicht öffentlich gelesen wurde, sich in der Universität Liberei auszuhalten. „Aus eine Zeit, wie er die Bücher sein nacheinander besieht, aus daß er die guten kennen lernt, kommt er über die lateinische Biblia, die er zuvor seines Lebens nie gesehen, doch vermerket er mit großem Verwundern, daß viel mehr Terte, Episteln und Evangelien drin wären, denn man in gemeinen Postillen (Predigtbuch) und in den Kirchen aus den Kanzeln pfleget auszulegen. Wie er im Alten Testament sich umsieht, kommt er über Samuelis und seiner Mutter Hanna Historien. Die durchliefet er eilend mit herzlicher Lust und Freude, und weil ihm dies alles neu war, sängt er an von Grund seines Herzens zu wünschen, unser getreuer Gott wolle ihm dereinst auch ein solch eigen Buch bescheren." Von Stund' an war der junge Magister an dieses Buch gebunden; er gewann es immer lieber. Die Bibel ging ihm über alle Rechtsbücher und ihre starren Gesetze. Das angestrengte Lernen aber warf ihn auss Krankenbett, und er glaubte sein letztes Stündlein gekommen. Ein alter Priester tröstete ihn mit den Worten: „Mein lieber Luther, seid getrost, ihr werdet dieses Lagers nicht sterben, sondern Gott wird noch einen großen Mann aus euch machen, der viele Leute trösten wird." Das Wort erfüllte sich später. Zunächst bewahrheitete es sich, daß Luther genas. Doch blieb er schwermütiger als zuvor. Er hielt es nicht mehr für möglich, durch sein jetziges Leben einen gnädigen Gott zu kriegen; nur noch im Kloster glaubte er den zür nenden Gott versöhnen zu können. Bald wurde sein ängstliches Gemüt abermals aufs höchste er schlittert. Einer seiner liebsten Freunde1) schied durch schwere Krans* ') Hieronymus Pontz (Buntz). — Er wollte mit Luther die Magister-würde erwerben, erlag aber während der Prüfung einer heftigen Nippenfell-entzündung.

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 136

1911 - Erfurt : Keyser
— 136 - getsterter Ansprache. Er nannte ihn einen Rächer der Lüge der f miw« sir Unlb/U Glauben geraubt, und pries sich glücklich, jetzl \ q +s nöc,l 1 3u ld,sluen- In kurzer, bescheidener Antwort ft m u J*' er .10ld,C ^re nicf)t verdiene und auch nicht gehont habe, daß er sic aber als Zeichen der Liebe dankbar an nehme. _ann bewegte sich der Zug langsam durch bichtes Volks-gedrange der Stadt zu. Mauern, Türme und Wege, Häuser Straßen und Tore waren dicht mit Menschen besetzt. In den ihm wohlbekannten Raumen des Augustinerklosters nahm Luther bei seinem Freunde, dem Prior Johannes Lange, Wohnung. Predigt m der Augustinerkirche: Die ganze Stadt war in Aufregung, zumal Luther am folgenden Tage die Kanzel besteigen sollte. Der Herold hatte es gegen ausdrückliches Verbot zusaften müssen. Wie ein Heer wogten Unzählige in die Augustiners trche, Tausende mußten draußen stehen bleiben. So über füllt war die Kirche von Menschen, daß die Emporen zu brechen drohten und das Holz laut krachte. Das verursachte eine große Aufregung unter den Zuhörern; die einen flohen, die andern aber blieben vom Schrecken gefesselt auf ihren Plätzen. Da hielt der Redner auf der Kanzel einen Augenblick inne, dann streckte er die Hand aus und sprach mit kräftiger Stimme: „Fürchtet nichts, es ist feine Gefahr da, der Teufel will mich abhalten, das Evan gelium zu predigen, aber es soll ihm nicht gelingen." Auf dieses Wort blieben die Fliehenden wieder stehen; die Versammlung beruhigte sich, und Luther sonnte feine Predigt1) weiter halten und jedem mit großer Schlichtheit sagen, wie er fromm werde und *ur Seligkeit komme. Abreise: Bis zum 8. April weilte Luther in Erfurt. Die Universität veranstaltete ihm zu Ehren noch ein Festmahl, der Rat der Stadt überhäufte ihn mit Ehren, und das Volk verehrte ihn wie einen Heiligen. Ueber Gotha und Eisenach gings dann weiter, zunächst nach Frankfurt. Jmmermehr glich feine Reife einem Triumphzug, trotzdem überall der kaiserliche Befehl angeschlagen war, der die Auslieferung der vom Papste verdammten Schriften Luthers verlangte. Bängliche Freunde glaubten, ihn jetzt vor der Weiterreise warnen zu müssen; doch er blieb fest: „Ich' will hinziehen, wenn gleich so viel Teufel drin wären als Ziegel auf den Dächern." (Nach D. Dr. Bärwinkel u. a.) 40. Luther auf der Warfburg. Auf der Heimfahrt: Ant Freitag, den 26. April, reifte Luther mit denselben Männern, die ihn auf der Hinreise begleitet hatten, wieder von Worms ab. Heimwärts nach Wittenberg ging Suttier predigte über das Sonntagsevangelium „Habt Friede" Job. 20, 19—31 mit Uebeigehung der Geschichte vom zweifelnden Thomas.

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 141

1911 - Erfurt : Keyser
— 141 — trümmert. Vom Roßplatz (jetzt Herrmannsplatz) dis zur Lauen-gaffe (am Fuße des Petersberges) bot alles das Bild entsetzlichster Zerstörung. Das war das berüchtigte „Pfaffenstürmen" vom 11.—13. Juni 1521. Es schien ansangs der Stadt erhebliche, geldwerle Vorteile gebracht zu haben; denn die Geistlichen mußten, um in Zukunst gegen Angriffe jeder Art gesichert zu sein, 10 000 Gulden Schutzgeld zahlen und von den Bürgerhäusern, die in ihrem Besitze waren, fortan Geschoß entrichten. Bald aber solgle der hinkende Bote nach. Der Erzbischof verklagte den Rat vor Kaiser und Reich, und der geschädigte Vorsteher des Marienstistes strengte eine Klage bei der päpstlichen Regierung an, durch welche Rechtshändel der Stadt bedeutende Kosten erwuchsen. Außerdem büßte die neue Lehre sehr an Ansehen ein. Den schlimmsten Schaden jedoch hatte die Universität; denn die Lehrer und Schüler, welche mit dem übermütigen und unruhigen Teile der studentischen Jugend nichts gemein haben wollten, verließen für immer die Stadt. Uebertritt der Geistlichen zur neuen Lehre: Durch den Aufruhr waren die Geistlichen, welche der alten Lehre anhingen, derart eingeschüchtert worden, daß sie die Verbreitung des neuen Glaubens nicht zu hindern wagten. Er erhielt in jenen Tagen sogar einen bedeutenden Zuwachs aus den Klöstern. Eine große Zahl von Mönchen trat aus und nahm Wohnung in den Bürgerhäusern. Den Anfang damit machte der Führer der ganzen evangelischen Bewegung in Erfurt, Dr. Johannes Lang. Er trat int März 1522 mit 14 Brüdern aus dem Augustinerkloster aus. Ihnen folgte eine Anzahl Barfüßer unter Vorantritt von Egidiit* Mechler. Auch die anderen Klöster begannen sich zu leeren. Selbst die Nonnen wurden von der Bewegung ergriffen. Scharenweise traten sie aus und widmeten sich weiblichen Bernsen. Auch die ausgetretenen Mönche mußten bürgerliche Berufe ergreifen, da der Rat der Stadt anfangs nur 4, später 6 Männern die Erlaubnis gab, das Wort Gottes lutherisch in den Kirchen zu verkündigen. Kanzelstreit: Die neuen Glaubensboten unterließen es nicht, heftige Ausfälle gegen die alte Geistlichkeit zu machen, die das Volt ausgebeutet und in greulicher Finsternis erhalten habe. Der Papst wurde als Antichrist (Widerchrist) hingestellt und die Kirche eine Werkstatt der Lüge genannt. Im übrigen waren die Predigten im biblischen Tone gehalten und verkündigten mit Begeisterung die Rechtfertigung durch den Glauben, sowie den Trost des Evangeliums. Mit übergroßer Freude hörte das Volk solchen Predigten zu, dagegen sanden die Messen, die hier und da noch gelesen wurden, keine Teilnahme. Doch in manchen Gemütern gewann die Macht der kirchlichen Ueberlieferung bald wieder die Oberhand, namentlich seit der Augustinermönch Dr. Bartholomäus Ar-noldi von Usingen das Wort ergriff. Nach feiner Predigt über die Heiligenverehrung cim 20. April 1522, dem 2. Osterseiertage,

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 142

1911 - Erfurt : Keyser
— 142 — in der Mcmenftistsfircfye (Dom) kam es zwischen ihm und den Geistlichen der neuen Lehre zu einem heftigen Kanzelstreit. Auf jede Predigt Usingens folgte eine ganze Reihe von Gegenpredigten. Auch fehlte es nicht an Störungen im Gottesdienste, indem die Predigten teils durch Geräusch unterbrochen, teils sofort mit gegnerischen Bemerkungen widerlegt wurden. Außerdem erschien eine Flut von Flugschriften aus beiden Lagern. Luther, der schon das „Pfaffenstürmen" mißbilligt hatte, verfolgte den Kamps mit der größten Aufmerksamkeit und mahnte wiederholt zur Mäßigung. Sogar ein Sendschreiben „An alle Christen zu Erfurt samt den Predigern und Dienern" erließ er. Es hatte aber keinen Erfolg, und so erschien er im Oktober 1522 selbst in Erfurts Mauern. Um jeglichen Empfang zu vermeiden, verließ er den Wagen, der ihn von Weimar herüberbrachte, schon vor dem Tore. Er war von Melanchthon und einigen anderen Freunden begleitet und nahm im Psarrhause der Michaelisgemeinde Wohnung. Am 21. Oktober predigte er in der Michaeliskirche über den Glauben und die guten Werke und am folgenden Tage in der Kaufmannskirche über Kreuz und Leiden, wie es ein rechter Christ tragen soll. Beide Male waren die Kirchen gestillt. Auch sonst fehlte es nicht an freudigen Begrüßungen und festlichen Veranstaltungen, doch den Frieden vermochte auch Luther nicht herzustellen. So kehrte er denn unverrichteter Sache noch am 22. mit seinen Freunden nach Weimar zurück. Wichtige Aenderungen: Das nächste Jahr brachte die neue Lehre ein tüchtiges Stück vorwärts. Dem Beispiele Wittenbergs solgend, führte man allmählich eine evangelische Gottesdienstordnung ein und reichte das Abendmahl in beiderlei Gestalt. Enel-samer, der Psarrherr der Michaelisgemeinde, machte damit den Anfang (am 15. Juli 1523), und bald schloffen sich die anderen Geistlichen seinem Tun an. Und noch ein wichtiger Schritt wurde getan. Egidins Mechler, der neugewählte Pfarrer der Bartholo mäusgemeinde (Bartholomäusturm auf dem Anger), führte mit Genehmigung des Rates der Stadt die Tochter eines Töpfers vor den Graden als sein fromm Gemahl in das Pfarrhaus am Anger. Ihm folgte ein Jahr später Dr. Johannes Lang nach, der die kinderlose und reiche Witwe des Ratsherrn und Weißgerbers Heinrich Mattern zu seinem trauten Eheweib erkor. Nach Verlaus eines weiteren Jahres vermählte sich als dritter Enel-samer. — In dieser Zeit (1524) waren von den 24 Pfarrkirchen der Stadt 7 in den Händen der Evangelischen. Es waren dies die Michaelis-, Moritz-, Bartholomäus-, Viti- (Rheinischer Hof). St Wigberti-, St. Pauli- (Paulsturm) und St. Martini (intra)=Kirche (cm der Schlösserbrücke). Außerdem verfügten sie noch über die Kirche des Schottenklosters, dessen Abt bet neuen Lehre günstig gesinnt war Gleiche Verhältnisse herrschten auf dem Lanbe. In fast allen ersurtischen Dörfern waren die alten Pfarrherren, wenn sie nicht

5. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 143

1911 - Erfurt : Keyser
— 143 - selbst zur neuen Lehre übergetreten innren, durch evangelische Geistliche ersetzt worden. Während des Bauernkrieges: So standen die Dinge zu Anfang des Jahres 1525, in welchem der Bauernkrieg ausbrach (f. Der Erfurter Bauernkrieg, Nr. 42). Durch ihn wurden die Verhältnisse tton Grund aus geändert. Das Messelesen, überhaupt der katholische Gottesdienst wurde in der ganzen Stadt bei Strase verboten, auch in den Klöstern und Stiftern. Die 24 Psarreien wurden in 10 zusammengezogen, um sie lebensfähiger zu machen. Bei einer Einwohnerzahl von vielleicht 20 000 Personen kamen auch jetzt erst 2000 Seelen auf eine Gemeinde. Die kleineren Kirchen wurden ganz geschlossen und nur die größeren zu Gemeindepfarrkirchen bestimmt. Zu diesen gehörten die Marienstists-(der Dom), die Schottenkirche und außerdem die acht Kirchen, welche heute noch in den Händen der Evangelischen sind, ausgenommen die Hospitalkirche. In ihr kehrte sich der Barsüßer-Prior Dr. Konrad Klinge nicht an das stadträtliche Verbot und las seine Messe eifrig weiter. So war Erfurt um die Mitte des Jahres 1525 eine rein evangelische, und da es sich gleichzeitig von Mainz losgesagt hatte, auch eine unabhängige Stadt. Sie, die „treue Tochter des Mainzer Stiftes" (Erfordia fidelis est filia Moguntine sedis = Umschrift des alten Wappens, das den heiligen Martinus unter Türmen und Mauern, in einem Tore sitzend, zeigte, s. S. 5), wählte sich an Stelle des alten Stadtwappens ein neues, den Weltenrichter thronend auf dem Regenbogen, mit der Inschrift „Recte iudicate hominum ut non iudicemini“ (Richtet recht, Menschenkinder, daß ihr nicht gerichtet werdet)." Einspruch des Erzbischofs: Doch änderte sich der für die neue Lehre so günstige Zustand wieder. Der Erzbischos von Mainz ließ nichts unversucht, durch Kaiser und Reich die Herrschaft über Erfurt zurückzuerlangen. Der Rat sah sich gezwungen, in einigen Punkten nachzugeben. Schon am Ende des Jahres 1525 mußte er den katholischen Gottesdienst in mehreren der geräumten und geschlossenen Kirchen von neuem gestatten und im Dom den Gottesdienst für beide Lehren zulassen. Die Katholischen hatten bis um 9 Uhr ihre gottesdienstlichen Handlungen zu verrichten. Um diese Zeit hielt dann der evangelische Domgeistliche Dr. Lang Gottesdienst und Predigt, was ihm den Titel Nonarius einbrachte. Auch sonst gewann die altkirchliche Partei wieder an Boden, so zog sie z. B. von neuem in den Rat ein. Unterdessen wurden die Verhandlungen mit Mainz weitergeführt, bis endlich zu An fang des Jahres 1530 ein Vergleich zwischen der Stadt und dem Erzbischof Albrecht Ii. zustande kam. Am Feste Mariä Lichtmeß 1530 traten beider Abgeordnete zu Hammelburg in Uuterftanfeu zusammen, und schon nach drei Tagen war man in folgenden Punkten einig:

6. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 144

1911 - Erfurt : Keyser
— 144 — 1. -i er Erzbischof erhält 2500 Guldeu in zwei Teilzahlungen biy Martini 1531. Die beiden Stifter erhalten die noch vorhandenen Kleinodien vom Rate zurück, außerdem 1200mark^) Silber und zwar in jährlichen Zahlungen von 50 Mark vom fsabre 1538 ab. 2. Tic erzbischöflichen Hoheitsrechte werden wieder hergestellt; gegen Zusicherung jeglichen Straferlasses verspricht die Stadt, sich gegen den Erzbischof zu verhalten, „wie es treuen Untertanen Wohl gebührt und zusteht." 3. Tie Marien- und Severikirche werden dem alten Glauben zurückgegeben, ebenso das Peterskloster. - ltgegen wollte der Erzbischos „in machen den Glauben und die Zeremonien (heilige Handlungen) betreffend hiermit und diesmal feiner Partei etwas gegeben, genommen, erlaubt oder verboten haben" —, d. H. er erkannte stillschweigend die Lossagung des größeren Teiles der Stadt von der geistlichen Rechtspflege und Oberhoheit an und gewährleistete in einer Anzahl von Kirchen denjteuen Ritus (gottesdienstlicher Gebrauch), obwohl soeben noch in Lpeier das Wormser Edikt (Erlaß) zur Unterdrückung der neuen Lehre erneuert worden war. Besonders hart wurden die Evangelischen durch den 3. Punkt des Vertrages getroffen, am härtesten darunter aber Dr. Lang, Erfurts Reformator, und feine Gemeinde im Dom. Schweren Herzens räumte er das herrliche Gotteshaus, um fortan als Geist lieber der Michaelisgemeinde tätig zu sein: zugleich aber wurde er Nonarius an der Predigerkirche (heute die Stelle des Frühpredigers). Domgeistlicher wurde der Pfarrer au Der Hospital kirche, welche fortan von den Evangelischen in Besitz genommen wurde. v>n dieser Ordnung haben sich die kirchlichen Verhältnisse unverändert bis auf den heutigen Tag erhalten. (Nach Pros. Dr. Joh. Biereve u. a.) 42. Der Erfurter Bauernkrieg. Anmarsch der Bauern: Es war Ende April 1525, als vor dem äußeren Spielbergtor (Gegend des heutigen Bahndurchgangs nach der Daberstedter Schanze) Tausende von Bauern erschienen, um mit Gewalt in die Stadt einzudringen. Zugleich batten sich vor dem inneren Augusttor (Kreuzung Gartenstraße u. Reglermauer mit der Bahnhofstraße) große Haufen Vorstädter zusammengerottet, die mit den Bauern gemeinsame Sache machen wollten. Ihre Absicht war, das Regiment der Stadt zu stürzen uns einen neuen Rat einzusetzen, in welchem sie Sitz und Stimme hatten. Ferner wollten sie ihre Steuerlast an Stadt und Kirche ’) 1 Mars — 12 Lot ntnb 250 Gr.; größere Geldsummen wurden meist gewogen.

7. Thüringen - S. 31

1899 - Weimar : Huschke
— 31 — Ihm folgte sein Sohn Landgraf Friedrich der Friedfertige oder Einfältige. 1406-1440. Dieser durste ohne seine Verwandten nichts Wichtiges thun. Während seiner Regierung wurde Thüringen von Raubrittern, Zigeunern, Mißwachs, Teurung und Pest heimgesucht. 1424 wurde die Stadt Weimar sast gänzlich eingeäschert, auch von dem Schlosse, dem alten Hornstein, blieb nur wenig stehen. Friedrich der Friedfertige ist der letzte Landgraf, der in Rein- hardsbruun begraben liegt. Iv. Thüringen unter den Kurfürsten des Ernestinischen Hauses. § 20. Der Kurfürst Friedrich I. oder der Streitbare 1423—1428. Er war der Sohn Friedrichs Iii. und Vetter von Friedrich dem Einfältigen und regierte von 1381 an als Landgraf Friedrich Iv. von Thü- ringen. Er zeichnete sich als kluger, tapfrer und treuer Fürst aus, der durch Zerstörung vieler Raubschlösser in seinem Lande Ordnung und Ruhe -schuf. Im Jahre 1409 gründete er die Universität zu Leipzig. — Zu feiner Zeit lebte Johann Hutz, ein Lehrer an der Universität zu Prag. Dieser verlangte Verbesserungen in der christlichen Kirche und wurde deshalb 1415 auf der Kirchenversammlung zu Kostnitz zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Seine Anhänger in Böhmen, die Huffiten, erhoben sich, und es entstanden die Hussitenkriege. Der einäugige Ziska und dann die beiden Brüder Prokopins waren die hussitischen Anführer. In dem Kampfe gegen die Hnfsiten stand Friedrich der Streitbare dem Kaiser Sigismund bei, und deshalb machte ihn dieser 1423 zum Kurfürsten von Sachsen. ^ Die Titel: Margrafen und Landgrafen hörten in Sachsen und Thüringen auf. Seit 1423 gab es Kurfürsten und Herzöge von Sachsen. — Für den thüring. Löwen kam der Rautenkranz ins sächs. Wappen. In Thüringen regierte nun das Meißnisch- Thüringische Hans. § 21- Kurfürst Friedrich Ii. oder der Sanftmütige. Noch dauerten unter Friedrich dem Sanftmütigen, dem Vetter Friedrichs des Streitbaren, die Hnffitenkriege fort. Prokopius belagerte 1431 Naumburg; doch verzieh er der Stadt, als ihn Naumburgs Kinder um Gnade angefleht hatten. (Das Kirschfest am 28. Juli). Der Kurfürst Friedrich Ii. hatte -mit seinem Bruder, dem Herzog Wilhelm Iii. von Weimar, die Lande geteilt. Dieser aber

8. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 34

1912 - Breslau : Hirt
34 Diokletian und Konstantin, Rangstufen in mehrere streng geschiedene Klassen (illustres, spectabiles, clarissimi, perfectissimi, egregii). Den hchsten Rang hatten die sieben Hofbeamten; ein Staatsrat (consistorium principis) stand ihm zur Seite. Die Selbstverwaltung der Gemeinden hrte auf. Im Heere lste er die Prtorianer auf und bevorzugte die Germanen, die unter ihm zuerst zu den hchsten Kommandostellen emporstiegen. Byzanz<Kon- Von besonderer Wichtigkeit war die Erhebung von Byzanz zur Haupt?? Hauptstadt. War schon unter Diokletian Rom zurckgetreten, so erkannte Konstantin mit sicherem Blicke die uerst gnstige Lage von Byzanz mit dem herrlichen Hafen des Goldenen Horns" an der bergangsstelle der groen Strae von Europa nach Asien. Fr die Verteidigung des Ostens war es der gnstigste Punkt. Im Jahre 330 erfolgte die Einweihung von Neu-Rom".^ Alle Tempel Griechenlands waren geplndert worden, um die neue Residenz zu schmcken. Fr diese Neugrndung waren auch politische Erwgungen magebend. Das Kaisertum Konstantins war eine Neuschpfung und bedurfte eines neuen Mittelpunktes. Es war die streng absolutistische Alleinherrschaft, wie sie Diokletian angebahnt hatte, und sttzte sich auf die christliche Kirche. In Rom fristeten noch, namentlich im Senat, die republikanischen berlieferungen ihr Dasein; ebenso erhielten sich hier auch die heidnischen Erinnerungen noch lngere Zeit. Von diesen Traditionen wollte sich das neue Kaisertum mg-lichst befreien. Fr die Zukunft des Gesamtreiches aber wurde es von Be-beutung, ba der Schwerpunkt des Reiches aus dem lateinischen Westen nach dem griechischen Osten verschoben wurde. Das durch Konstantin neugeschaffene Kaisertum, die letzte politische Schpfung der alten Welt, wrbe das Vorbilb fr die groen Herrscher des Mittelalters. Konstantin? Die christliche Kirche wrbe von Konstantin mit vielen Rechten Verhltnis ausgestattet, verlor aber ihre bisherige Freiheit. Der Kaiser wollte lichen Kirche, das Oberhaupt der neuen Staatskirche sein, deren Lehre im Interesse der Staatseinheit auch durchaus einheitlich sein sollte. Um den Gegen-satz zwischen den Lehren des Athanasius und des Arins zu beseitigen, lud er daher die Bischfe des Reiches zu einer groen allgemeinen Ver-fammluug, dem ersten kumenischen" Konzil, nach Nica ein (325). Hier wurde die Lehre des Athanasius zum Dogma erhoben, nach welcher Christus, der Sohn, nicht geschaffen, sondern von Ewigkeit her und eines Wesens mit Gott, dem Vater, ist. Ihr gegenber wurde die Lehre des Arius verworfen, da Christus von Gott erschaffen sei als eine Art Mittelwesen zwischen Gott und Mensch und zum Gott nur erhoben sei durch seine Selbstbewhrung. Die Stellung des Kaisers zur Kirche kam dabei deutlich zum Ausdruck. Er erffnete die Sitzung persnlich, und die Verhandlungen wurden unter seinem Vorsitz gefhrt. Die Beschlsse er-hielten durch seine Zustimmung Gesetzeskraft; denen, die sich nicht fgen i Der Name Konstantinopel kam noch zu Konstantins Zeit auf und wurde allmhlich der allein bliche.

9. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 35

1912 - Breslau : Hirt
18. 19. Konstantins Regierung. Rmer und Germanen im 4. Jahrhundert. 35 wollten, drohte die Staatsgewalt mit der Strafe der Verbannung. Es wurde also die Abweichung im Glauben zu einem politischen Vergehen, gegen das von mm au der weltliche Richter einschritt. Der Versuch des Julianus Apostata (361363), die Herrschaft des eg ** alten Gtterglaubens in gereinigter Form wiederherzustellen und das tum5. Christentum zurckzudrngen, scheiterte an der Minderwertigkeit des Neuplatonismus und der kurzen Regierungszeit des Herrschers. Zum endgltigen Siege gelangte das Christentum unter Theodosius denitheodosws Groen (379395). Nach der grausamen Unterdrckung eines Auf*(379-395). standes in Thessalonich (390) unterwarf er sich der ffentlichen Kirchen-be, die ihm Bischof Ambrosius von Mailand auferlegte. Im Ambrosius. Jahre 392 erging ein allgemeines Verbot der heidnischen Opfer; die Heid-nischen Tempel wurden geschlossen, die olympischen Spiele zum letzten-mal gefeiert. Damit wurde das Christentum als Staatsreligion an-erkannt. Bald darauf trat Augustinus als Bischof von Hippo in Augustinus. Afrika in seiner Schrift De civitate Dei fr eine theokratische Staatsform ein. Der Geist der Weltabkehr, der schon die ltesten Gemeinden erfllt hatte, bettigte sich damals der drohenden Verweltlichung der Kirche gegen-ber in den Anachoreten (Einsiedlern). Nachdem sich bereits im 3. Jahr-Einsiedler, hundert Antonius in eine Einde Obergyptens zurckgezogen hatte, grndete im 4. Jahrhundert Pachomius auf einer Niliufel durch die Ver-einigung mehrerer Einsiedler in einem Haufe zu einem durch feste Regeln geordneten gemeinsamen Leben das erste Kloster und wurde fo der Begrnder des Mnchswefens. Der eigentliche Grnder des abendlndischen Mnchs-Mnchtums, das sich erst spter entwickelte, wurde Benedikt von Nursia, roe$en-der 529 auf dem Monte Cassino in Mittelitalien das Mutterkloster feines Ordens (Benediktiner) stiftete. Seine Regel (Ordnung des Gottesdienstes und des tglichen Lebens) schrieb auer dem Gebete auch Arbeit vor (ora et labora!). Armut, Keuschheit und Gehorsam wurden die drei Mnchsgelbde. 19. Rmer und Germanen im 4. Jahrhundert. Auf Konstantin folgten seine Shne; sein Haus erlosch mit seinem Neffen Julianus Apostata (363). Theodosius der Groe war der letzte Herrscher, der, allerdings nur fr ein Jahr (394395), das ganze Reich in seiner Hand vereinigte. Vor seinem Tode teilte er die Verwaltung aufs neue. Sein Teilung des lterer Sohn Arkadins erhielt den Osten mit der Hauptstadt Konstante nopel, der jngere, Honorius, den Westen mit der Hauptstadt Rom. Da diese Verwaltungsteilung eine endgltige wurde, hrte die Reichseinheit aus. Es entstanden ein strmisches Reich, das nach dem lteren Namen seiner Hauptstadt spter auch Byzantinisches und nach der herrschenden Sprache auch Griechisches Reich genannt wurde, und ein Westrmisches Reich. In der inneren Reichsverwaltung blieben die letzten Kaiser des Ge- Kampfe mit samtreiches in den Bahnen, die Konstantin eingeschlagen hatte. Nach Neupersern ^nen beschftigten die alten Feinde, Neuperfer und Germanen, ihre Germanen. 3*

10. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 36

1912 - Breslau : Hirt
36 Diokletian und Konstantin. 19. Krfte. Am Tigris wurde mit wechselndem Erfolge gekmpft. Arn Rheine schlssen sich die beiden Stmme der Franken und Alemannen fester zusammen und eroberten (um 350) die Provinzen Germania supe-strapurgrior und inferior. Durch seinen groen Sieg bei Straburg (357) (357)' stellte Julian als Csar die Rheingrenze wieder her und sicherte sie durch mehrere bergnge der den Strom. Als Angnstus unternahm er einen Feldzug gegen die Nenperser, besiegte sie bei Ktesiphon, starb aber auf dem Rckzge (363). Die Goten. Gegen die Goten hatte Konstantin der Groe siegreich gekmpft. Bis zum Jahre 378 herrschte hier Friede. In die Zeiten Konstantins des Groen reichen auch die Anfnge des Wuifiia. Christentums bei den Goten zurck. Der Ariauer Wulfila. (etwa 311 bis 381) war ihr Bischof. Um die Mitte des Jahrhunderts bersetzte er die Bibel ins Gotische. Es ist die erste Bibel in germanischer Zunge, die erste germanische Prosa, sein Name der erste der deutschen Literatur.1 Rckblick. Die groe Wandlung, die sich im 5. Jahrhundert vollzog, war auf allen Gebieten des Lebens vorbereitet. Die Germanen und Rmer waren einander unentbehrlich geworden, ja das Rmische Reich erhielt sich nur noch dadurch, da es Germanen in Massen aufnahm. Die rmischen Heere bestanden fast ganz aus Germanen; Germanen stiegen zu den obersten Kommandostellen auf, und bald wurden ihnen auch die Hofmter zugnglich. Der bergang der Herrschaft an die germanischen Heerknige war nur noch eine Frage der Zeit. Eine schwierige Aufgabe entstand aber darin, in ihren Reichen zwischen den beiden nach Abstammung, Sprache und Sitte voneinander verschiedenen Teilen der Bevlkerung ein friedliches Verhltnis herzustellen. Dieser Ver-such milang; doch trat spter eine Mischung ein, aus der die romanischen Völker hervorgingen. , 1 Der silberne Kodex in Upsala umfat den grten erhaltenen Teil seiner bersetzung.
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